Legen Sie die Waffe ab: Kuriose Geschichten aus dem MRT

von Maria Weiß, Ärztin und Medizinjournalistin, Berlin

Die Magnetresonanztomografie (MRT) gilt als sehr sichere diagnostische Methode, da die bei Röntgenaufnahmen und Computertomografie unvermeidliche Strahlenbelastung entfällt. Gefährlich kann die Untersuchung aber werden, wenn Sicherheitsbestimmungen nicht beachtet werden und metallische Gegenstände ins Spiel kommen. Die Sicherheit des MRT ist mit mehr als 95 Mio. Untersuchungen im Jahr gut belegt. Patienten fürchten vor allem den Lärm und ein klaustrophobes Gefühl, wobei man mit schallschützenden Kopfhörern, Geräten mit größeren Öffnungen, beruhigender Ansprache oder ggf. auch sedierenden Medikamenten entgegenwirken kann – doch es gibt weitere Sicherheitsrisiken, die zu beachten sind.

Vor der Untersuchung nach Metallteilen fragen

Um die Sicherheit zu gewährleisten, müssen die Patienten sich genau an die Anweisungen des medizinischen Personals halten und sämtliche Metallteile ablegen. Das MRT arbeitet mit einem starken Magneten, der ein 30.000-fach stärkeres Magnetfeld erzeugt als das auf der Erde. Diese magnetische Kraft wirkt dann unselektioniert auf alle Metallteile ein, was je nach Lokalisation der Metallteile erheblichen Schaden anrichten kann.

Merke

Patienten müssen daher vor der Untersuchung einen detaillieren Fragebogen zu möglichen Metallteilen im Körper ausfüllen und werden auf die Gefahren hingewiesen. Hier wird explizit nach zahlreichen möglichen Metallteilen gefragt – dazu gehören u. a. Herzschrittmacher, Hörgeräte, Prothesen, künstliche Gelenke, Medikamentenpumpen, Piercings und vieles mehr.

 

Trotzdem wird es wahrscheinlich immer wieder Dinge geben, nach denen nicht speziell gefragt wird und die Patienten nicht angeben. Prof. Adma Taylor, Direktor des Clinical Anatomy Learning Centre an der Lancaster University berichtet von einigen Kuriositäten im Zusammenhang mit dem MRT.

Gefährliche Schüsse im MRT

Eine 57-jährige Frau aus Wisconsin, USA, legte z. B. ihre gut versteckte Schusswaffe vor der Untersuchung nicht ab. Während der Untersuchung löste sich durch die Magnetwirkung ein Schuss, der zu einer Verletzung im Bereich des Gesäßes führte.

Weniger Glück hatte ein Anwalt, der bei der MRT-Untersuchung vergaß, seine im Hosenbund steckende Waffe abzulegen. Auch hier wurde ein Schuss ausgelöst, der in diesem Fall tödlich war. Patienten auch nach versteckten Waffen zu fragen könnte – zumindest in den USA – somit sinnvoll sein.

Gefahr durch medizinische Devices

Meist sind es aber eher Schrittmacher oder andere implantierte Geräte, die Patienten gefährlich werden können oder Betroffene von der Untersuchung ausschließen. Hier wurden inzwischen spezielle Methoden entwickelt, die auch bei diesen Patienten ein MRT ermöglichen. Neuere Schrittmacher-Modelle enthalten keine eisenhaltigen Metalle mehr und können daher auch nicht von Magneten beeinflusst werden. Auch moderne metallische Implantate sind heute in der Regel MRT-kompatibel, bei Unsicherheit kann man beim Hersteller nachfragen.

Merke

Zu den absoluten Kontraindikationen für eine MRT-Untersuchung gehören u. a.

  • LVAD-Systeme (LVAD = Linksventrikuläres Unterstützungssystem),
  • Cochlea-Implantate,
  • implantierte Insulinpumpen, die nicht abgelegt werden können,
  • Neurostimulatoren,
  • Schwellkörperimplantate,
  • Blasenschrittmacher,
  • ferromagnetische Metall-Clips (z. B. nach Carotis-TEA),
  • Gefäßstents (wenn die Implantation weniger als 72 Stunden zurückliegt) sowie
  • großflächige Tätowierungen unter Verwendung metallhaltiger Farbstoffe.

 

Gefahr durch unbekannte Fremdkörper

Gefährlich kann es auch werden, wenn sich im Körper kleine Fremdkörper aus Metall befinden, von denen keiner weiß. Ein 65-jähriger Patient hatte z. B. Metallbuchsen und einen Scharnierstift verschluckt, was beim MRT zu einer Magenruptur führte. Bei einem Kind kam es im MRT zu einer Darmperforation – Auslöser waren hier elf kleine verschluckte Magnete. Dramatische Folgen können auch unbemerkte mikroskopisch kleine Metallsplitter im Auge habe, wie man sie häufiger bei Laborarbeitern oder bei Kriegsveteranen findet. Im MRT können sich diese Teile bewegen und zu Blutungen, Schmerzen und im schlimmsten Fall zur Erblindung führen.

Auch in der Nähe des Geräts keine Metallteile

Auch außerhalb des eigentlichen MRT-Geräts kann das starke magnetische Kraftfeld noch seine Wirkung entfalten, wie zwei tragische Vorfälle zeigen:

  • Im Jahr 2018 wurde in Indien ein Mann getötet, der einen Sauerstoffbehälter aus Metall neben dem MRT-Gerät abstellte. Der Behälter wurde in das MRT-Gerät eingesaugt, zerplatzte und tötete den Mann.
  • Auch in Südkorea wurde im Jahr 2021 ein Mann im MRT durch ein eingesaugtes Sauerstoffgerät getötet.

Praxistipp

Alle Mitarbeiter und Patienten sollten daher mit Nachdruck angewiesen werden, keine metallischen Gegenstände in der Nähe eines MRT-Geräts abzustellen.

 

Gefahr der „Leiter-Schleife“ bei Hautkontakt

Eine sehr seltene Komplikation im MRT ist die sogenannte „Leiter-Schleife“. Diese kann in seltenen Fällen entstehen, wenn ein Stück Haut auf ein anderes trifft. Folge ist eine Erhitzung des betroffenen Gewebes bis zur Verbrennung. Passieren kann dies z. B., wenn sich die Oberschenkel oder Hände berühren. Um dem vorzubeugen muss im MRT eine ganz bestimmte Position eingenommen und gehalten werden. Die Hände, die Unterschenkel oder Oberschenkel sollten sich nicht berühren – ggf. muss bei korpulenten Personen ein Tuch oder dünnes Kissen zwischen den Beinen und/oder den Achselhöhlen platziert werden.

Praxistipp

Patienten sollten darauf hingewiesen werden, dass das „Stillliegen“ in der vorgegebenen Position nicht nur wichtig für die Bildqualität ist, sondern auch ihrer eigenen Sicherheit dient.

 

Fazit

Trotz dieser möglichen Gefahren bleibt das MRT insgesamt eine sehr sichere diagnostische Methode, sofern die erforderlichen Sicherheitsmaßnahmen eingehalten werden!

 

Quellen

  • „Magnets, mating and metallic objects – cautionary tales from the MRI scanner“, The Conversation, Online-Beitrag vom 27.12 2023, iww.de/s10578
  • „Kontraindikationen für eine MR-Untersuchung“, Universitätsklinikum Ulm, Website (Stand 20.03.2024), iww.de/s10579

Weiterführender Hinweis