Zi-Praxis-Panel: Jahresbericht 2019 – mit besonderem Blick auf die Radiologen

von Dipl.-Vw. Katja Nies, Köln, praxisbewertung-praxisberatung.com

Mit etwas Verspätung erschien im Mai 2021 das neue Zi-Praxis-Panel (ZiPP) vom Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung in Deutschland (Zi). Es handelt sich um den Jahresbericht 2019, der Zahlen und Fakten für die Berichtsjahre 2015 bis 2018 enthält. Bereits seit 2010 werden in dem jährlich erscheinenden Bericht sowohl die wirtschaftliche Situation als auch die Rahmenbedingungen in der vertragsärztlichen Versorgung beleuchtet. Nicht enthalten sind Medizinische Versorgungszentren (MVZ) sowie Zahnärzte. Für diese Gruppen gibt es gesonderte Erhebungen.

Aufbau des Zi-Praxis-Panel

Der Teil „wirtschaftliche Situation“ umfasst für die Jahre 2015 bis 2018 differenzierte Informationen zu Einnahmen, Ausgaben, Jahresüberschuss und Nettoeinkommen über fast alle ärztlichen Fachgruppen hinweg. Der zweite Teil befasst sich mit den „Rahmenbedingungen der vertragsärztlichen und psychotherapeutischen Versorgung“ in 2018 und gibt Informationen zu Wochenarbeitszeiten, den durchschnittlichen Patientenstrukturen nach Versichertenstatus, der Entwicklung der Investitionstätigkeit sowie der jeweils subjektiven Einschätzung der Situation als Vertragsarzt.

Einnahmen, Ausgaben und Jahresüberschuss 2015 bis 2018

Bevor ein Blick auf die wirtschaftliche Situation speziell bei den Radiologen geworfen wird, sollen zum Vergleich zuerst die Zahlen über alle Versorgungsbereiche hinweg betrachtet werden: Die Zahlen in Tabelle 1 umfassen alle Praxisinhaber, sowohl aus dem hausärztlichen als auch aus dem fachärztlichen Bereich.

Tabelle 1: Kennzahlen je Praxisinhaber in Tsd. Euro

Alle Praxen

2015

2016

2017

2018

∆ 2018 zu 2015

Einnahmen

299,5

317,2

325,2

335,2

+11,9 %

Ausgaben

146,0

151,7

157,7

165,0

+13,1 %

Überschuss

153,6

165,4

167,5

170,1

+10,8 %

Überschuss als Anteil der Einnahmen

51,3 %

52,1 %

51,5 %

50,7 %

real:

+ 6,7 %

 

Grafisch stellen sich die nominalen, absoluten Ergebnisse der Tabelle 1 wie folgt dar:

Bei Betrachtung der Prozentzahlen für den Zeitraum von 2015 bis 2018 fällt sofort ins Auge, dass die Ausgaben mit 13,1 Prozent stärker angestiegen sind als die Einnahmen mit 11,9 Prozent. Zudem zeigt sich, dass der nominale Anstieg des Jahresüberschusses von 10,8 Prozent unter Berücksichtigung der für den gleichen Zeitraum ermittelten Inflationsrate (laut Statistischem Bundesamt: 3,8 Prozent) auf einen realen Anstieg von 6,7 Prozent zusammengeschmolzen ist. Hinter dem arithmetischen Mittel für den Jahresüberschuss von 170.100 Euro des Jahres 2018 für alle Praxisinhaber verbirgt sich folgende Verteilung: 25 Prozent der Niedergelassenen erwirtschafteten weniger als 94.600 Euro, 50 Prozent weniger als 151.000 Euro und 75 Prozent weniger als 216.800 Euro. Insgesamt haben über alle Fachgruppen 4.419 Praxen an der Erhebung teilgenommen. Bei der Fachgruppe der Radiologen waren es lediglich acht Praxen, wobei die Anzahl der Praxisinhaber nicht veröffentlicht wurde. Die folgenden Zahlen sollten vor diesem Hintergrund gesehen werden.

Tabelle 2: Kennzahlen je Praxisinhaber/Radiologie in Tsd. Euro

Alle Praxen

2015

2016

2017

2018

∆ 2018 zu 2015

Einnahmen

1.011,7

1.095,8

1.092,0

1.130,0

+11,7 %

Ausgaben

704,2

720,4

724,7

788,1

+11,9 %

Überschuss

307,6

375,4

367,2

342,0

+11,2 %

Überschuss als Anteil der Einnahmen

30,4 %

34,3 %

33,6 %

30,3 %

real: +7,0 %

 

Obwohl die absoluten Werte für die Radiologen – wie nicht anders zu erwarten – ein Mehrfaches der Werte für alle Fachgruppen betragen, so fällt auf, dass die Umsatzrentabilität (Überschuss in Prozent der Einnahmen) mit durchschnittlich rund 30 Prozent wesentlich niedriger liegt als über alle Fachgruppen hinweg mit durchschnittlich 50 Prozent.

Der arithmetische Mittelwert für den Jahresüberschuss beträgt bei den untersuchten Radiologie-Praxisinhabern 342.000 Euro für das Jahr 2018.

Struktur der Einnahmen und Ausgaben in 2018

Da für die Radiologen die Daten zur Struktur der Einnahmen und Ausgaben nur für das Jahr 2018 vorliegen, werden sie im direkten Vergleich zu den Daten für alle Praxisinhaber aufgeführt und betrachtet.

Struktur der Einnahmen

Die aufgeführten Gesamteinnahmen setzen sich aus verschiedenen Quellen zusammen (siehe Tabelle 3):

  • GKV-Einnahmen: Die über die KVen abgerechneten kollektivvertraglichen Leistungen sowie die Einnahmen aus Selektivverträgen.
  • PKV-Einnahmen: die Leistungen, die über die PKV abgerechnet werden, aber auch die Einnahmen, die aus IGe-Leistungen für Kassenpatienten resultieren.
  • Abrechnungen mit Berufsgenossenschaften und Unfallversicherungen
  • Sonstige Einnahmen

Tabelle 3: Struktur der Gesamteinnahmen

2018

Alle Praxisinhaber

Radiologen

GKV

77,5 %

52,7 %

Privat

18,1 %

37,0 %

BG/Unfallvers.

0,7 %

1,6 %

Sonstige

3,7 %

8,7 %

Summe in Euro

335.200 (100 %)

1.130.100 (100 %)

 

Bei allen Praxisinhabern entfallen nach wie vor etwas mehr als drei Viertel der Einnahmen auf die Kassenpatienten. Betrachtet man „nur“ die Radiologen, so fällt der Anteil der GKV-Einnahmen an allen Einnahmen auf gut 50 Prozent.

 

Tabelle 4: Struktur der Gesamtausgaben (ausgewählte Aufwandsarten)

2018

Alle Praxisinhaber

Radiologen

Personal

54,7 %

42,5 %

Material/Labor

5,6 %

5,3 %

Miete/Mietnebenkosten

11,2 %

11,1 %

Versicherungen, Beiträge, Gebühren

5,1 %

3,3 %

Abschreibungen

5,7 %

11,7 %

Leasing/Miete von Geräten

1,0 %

5,5 %

Fremdkapitalzinsen

0,9 %

1,5 %

Wartung/Installation

3,2 %

10,4 %

Nutzung externer Infrastruktur

0,6 %

1,7 %

Weitere Kosten

12,0 %

7,0 %

Summe in Euro

165.000 (100 %)

788.100 (100 %)

 

Struktur der Ausgaben

Bei der Struktur der Ausgaben (siehe Tabelle 4) kann man deutlich die höhere Geräteintensität bei den Radiologen erkennen: Der prozentuale Anteil der Personalkosten liegt niedriger, dafür liegen die prozentualen Werte für Abschreibungen, Fremdkapitalzinsen sowie Wartung/Instandhaltung wesentlich höher als im Durchschnitt über alle Arztpraxen.

Durchschnittliche Wochenarbeitszeit und Schlussbemerkung

Die durchschnittliche Wochenarbeitszeit in 2018 setzte sich bei allen Praxisinhabern und speziell bei den Radiologen wie folgt zusammen:

Tabelle 5: Wochenarbeitszeiten

2018

AllePraxisinhaber

Radiologen

Praxismanagement

4,6

6,2

Fortbildung

2,4

2,0

Ärztliche Tätigkeiten

40,0

46,4

gesamte Wochenarbeitszeit

47,0

54,5

 

Die Einnahmen und Gewinne der Radiologen liegen weit über dem Durchschnitt über alle Praxisinhaber hinweg. Gleichzeitig kann aber auch festgehalten werden, dass die Radiologinnen und Radiologen nicht nur

  • 7,5 Stunden pro Woche mehr arbeiten, sondern auch
  • für den Aufbau der Praxis wesentlich mehr investieren sowie
  • für den Betrieb der Praxis mehr ausgeben müssen.

Weiterführender Hinweis

  • ZiPP-Jahresbericht 2019 sowie Tabellenband online unter zi-pp.de