Was verdienen in der Radiologie tätige Ärzte in deutschen Kliniken?

von Jürgen Schoder und Christian Näser, Projektleiter der Studie „Führungskräfte in Krankenhäusern 2008“, Kienbaum Management Consultants GmbH

Die durchschnittlichen Gesamteinkommen der Chefärzte sind gegenüber 2006 um drei Prozent gesunken. Oberärzte hingegen konnten ihre Einkommen im selben Zeitraum um etwa acht Prozent steigern. Zu diesen Ergebnissen kommt die Kienbaum-Vergütungsstudie „Führungs- und Fachkräfte in Krankenhäusern 2008“. An der Befragung beteiligten sich 157 Krankenhäuser, die insgesamt Vergütungs­informationen für 1.011 Ärzte gemeldet haben. Dieser Artikel befasst sich speziell mit der augenblicklichen Vergütungssituation von Ärzten in der Radiologie, Isotopendiagnose, Röntgen und Radioonkologie (im Weiteren zusammenfassend als „Radiologie“ bezeichnet).

Vergütung Chefärzte in der Radiologie

Die oben erwähnten durchschnittlichen Einkommensentwicklungen bei allen Fachgruppen finden sich auch in der Radiologie wieder. Die Durchschnittseinkommen der Chefärzte sind hier gegenüber 2006 um fast 12 Prozent auf 320.000 Euro gesunken, wobei sich die Grundgehälter im gleichen Zeitraum um gut 18 Prozent auf 101.000 Euro erhöht haben.

Bei genauer Analyse stellt man fest, dass dies auf eine veränderte Vertragspraxis der Krankenhäuser zurückzuführen ist. Die Kliniken gehen vermehrt dazu über, den Chefärzten bei neuen Verträgen statt der Privatliquidation eine Bonusvereinbarung anzubieten. Die variablen Einkommensanteile liegen bei der Bonusvereinbarung um 50 Prozent unter denen der Privatliquidation, wie Sie auch der nachfolgenden Übersicht entnehmen können.

Kennzahlen der variablen Vergütung bei Chefärzten

Liquidationsrecht (nach Abzug von Kostenerstattung, Vorteilsausgleich und Poolverpflichtung)

Beteiligungs-vergütung

Bonusverein-barung

Kombinationen

Gestaltungsform (in Prozent der Berechtigten)

57

8

6

29

Ø Vergütungshöhe

178.000 Euro

109.000 Euro

86.000 Euro

105.000 Euro

Noch vor zehn Jahren hatten über 90 Prozent der Chefärzte ein Liquidationsrecht. Inzwischen liegt dieser Prozentsatz bei Verträgen, die nicht älter als drei Jahre sind, bei nur noch 39 Prozent. Im Durchschnitt erzielten die Chefärzte mit alten Verträgen in 2008 4,5 mal so hohe variable Vergütungen wie die Kollegen mit neuen Verträgen.

Neben der variablen Vergütung besteht für Chefärzte die Möglichkeit, ihre Jahres­grundbezüge durch Einkommen aus Nebentätigkeiten zu erhöhen. Voraus­setzung dafür ist eine Nebentätigkeitserlaubnis, die allerdings die meisten Positions­inhaber (80 Prozent) besitzen.

Die Höhe der Einkommen aus Nebentätigkeiten schwankt enorm: Es werden hier Werte von wenigen 1.000 Euro – zum Beispiel in der Anästhesie – bis zu Beträgen von weit über 100.000 Euro in der Radiologie im Jahr erreicht. Bei Letzteren betragen die Einkünfte aus Nebentätigkeiten im Durchschnitt 102.000 Euro.

Vergütung Oberärzte in der Radiologie

Die Oberärzte in der Radiologie konnten ihre Jahresgesamtbezüge um durchschnitt­lich drei Prozent auf 103.000 Euro steigern. Hierbei ist zu berücksichtigen, dass die Oberärzte wesentlich geringere variable Vergütungsanteile in ihrem Gesamteinkommen haben als die Chefärzte. Daher führen die hohen Gehaltssteigerungen (seit 2006 plus 13 Prozent) auch zu einem gestiegenen Gesamteinkommen. Zusätzlich erhalten die Oberärzte eine höhere Vergütung für die Rufbereitschaft und Bereitschaftsdienste.

Vergütung Fachärzte und Ärzte in Weiterbildung

Im Gegensatz zu den Chefärzten und Oberärzten spielt für die Ärzte (Fachärzte und Ärzte in Weiterbildung) weder die variable Vergütung noch die Nebentätigkeit eine größere Rolle für die Höhe ihrer Jahresgesamtvergütung. Sie erhalten im Jahr durchschnittlich 5.000 Euro (variable Vergütung) bzw. 4.000 Euro (Nebentätigkeiten) aus diesen Vergütungsbestandteilen.

Die Jahresgesamtbezüge der Ärzte betragen zurzeit durchschnittlich 67.000 Euro. Aus der Rufbereitschaft und den Bereit­schaftsdiensten erhalten die Ärzte im Jahr eine durchschnittliche Vergütung von 8.000 bzw. 12.000Euro.

In der folgenden Übersicht sind die Jahresgesamtbezüge der einzelnen Arztpositionen in der Radiologie mit ihrer Schwankungsbreite aufgelistet. Dabei fällt auf, dass bei den Chefärzten der Durchschnittswert weit über dem Median liegt. Dies ist im Wesentlichen darin begründet, dass die Durchschnittswerte durch den Einfluss einiger sehr hoher Einkommen nach oben gezogen werden.

Jahresgesamtbezüge der Ärzte in der Fachabteilung Radiologie, Isotopendiagnose, Radioonkologie und Röntgen

Chefärzte

Oberärzte

Fachärzte*

Ärzte in Weiterbildung*

Unteres Quartil

143.000 Euro

88.000 Euro

64.000 Euro

49.000 Euro

Median

238.000 Euro

105.000 Euro

75.000 Euro

59.000 Euro

Oberes Quartil

361.000 Euro

131.000 Euro

86.000 Euro

70.000 Euro

Durchschnitt

320.000 Euro

103.000 Euro

75.000 Euro

62.000 Euro

* Durchschnittswerte aller Abteilungen im Krankenhaus

Neben dem Durchschnitt und dem Median sind in der Übersicht noch das „obere Quartil“ und das „untere Quartil“ angegeben. Das bedeutet, dass 25 Prozent der Ärzte noch mehr bzw. weniger verdienen als der angegebene Wert. Somit erhalten zum Beispiel 25 Prozent der Oberärzte noch höhere Bezüge als die in der Übersicht für das obere Quartil angegebenen 131.000 Euro.

Quellenhinweis

Dieser Artikel basiert auf der Kienbaum-Vergütungsstudie „Führungskräfte in Krankenhäusern 2008“. Die Studie ist zum Preis von 750 Euro (zzgl. MWSt.) zu beziehen bei der Kienbaum Vergütungsberatung, Tel. 02261 703-200, Fax 02261 703-201, www.kienbaum.de.