von Dipl.-Vw. Katja Nies, Köln, praxisbewertung-praxisberatung.com
Für das „Vor-Corona-Jahr“ 2019 stehen gleich zwei umfangreiche statistische Veröffentlichungen zum wirtschaftlichen Geschehen in den Arztpraxen in Deutschland zur Verfügung: Anfang Dezember 2021 veröffentlichte das statistische Bundesamt ( Destatis ) aus der „Fachserie 2 / Reihe 1.6.1., Unternehmen und Arbeitsstätten“ die „Kostenstruktur bei Arzt- und Zahnarztpraxen sowie Praxen von psychologischen Psychotherapeuten 2019“. Zudem erschien bereits im November 2021 vom Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung (ZI) das „ Zi-Praxis-Panel , Jahresbericht 2020. Wirtschaftliche Situation und Rahmenbedingungen in der vertragsärztlichen Versorgung der Jahre 2016 – 2019“. Der folgende Beitrag untersucht die Zahlen aus der Perspektive der Radiologie-Praxen.
Der Schwerpunkt dieses Beitrags liegt auf der Betrachtung einzelner Daten aus der umfangreichen Publikation von Destatis. Diese umfasst gut 500 Seiten und zusätzlich einen Qualitätsbericht sowie den verwendeten Fragebogen. Die Destatis-Auswertung erschien bisher „nur“ alle vier Jahre, soll aber in Zukunft anscheinend auch jährlich veröffentlicht werden, wie im Vorwort des Zi-Praxis-Panels, Jahresbericht 2020, zu lesen ist. Zudem werden einige ausgewählte Radiologie-Zahlen für das Jahr 2019 aus den beiden Statistiken, von Destatis sowie dem ZI, gegenübergestellt und verglichen.
Auch wenn sich die Aufbereitung der Daten zwischen den einzelnen Berichten hinsichtlich der Zuordnung zu den verschiedenen Organisations- und Kooperationsformen immer wieder verändert und für den Laien mitunter schwer nachvollziehbar ist, soll trotzdem nicht auf einen Vergleich zwischen den Jahren 2015 und 2019 verzichtet werden, zumal Destatis in den Gliederungspunkten 2.1 – 2.3 des Textteils diese Daten ebenfalls veröffentlicht, um die Trends aufzuzeigen. Bei den Ärzten basiert die Auswertung für das Jahr 2019 auf 64.754 Arztpraxen mit 89.200 Praxisinhabern in Deutschland. In diesen Zahlen sind keine fachübergreifenden BAG und MVZ enthalten.Einen Überblick der Reinerträge in den einzelnen Fachgruppen liefert Tabelle 1. Unter den sonstigen Fachgebieten werden dabei die Anästhesiologie, Arbeitsmedizin, Humangenetik, Mikrobiologie, Virologie und Infektionsepidemiologie, Pathologie, Physikalische und Rehabilitative Medizin sowie die Transfusionsmedizin zusammengefasst.
Tabelle 1: Reinerträge 2015 und 2019, je Praxis, nach Fachgruppe – Destatis |
|||
Arztgruppe je Praxis |
2015, in Euro |
2019, in Euro |
∆ 2015 zu 2019, in % |
Allgemeinärzte |
227.000 |
252.000 |
+11,0 |
Internisten |
282.000 |
321.000 |
+13,8 |
Gynäkologen |
217.000 |
251.000 |
+15,7 |
Kinderärzte |
228.000 |
239.000 |
+4,8 |
Augenärzte |
370.000 |
(538.000) |
(+45,4) |
HNO-Ärzte |
223.000 |
243.000 |
+9,0 |
Orthopäden |
311.000 |
341.000 |
+9,6 |
Chirurgen, Mund-Kiefer-Gesichts-Chirurgen, Neurochirurgen |
281.000 |
325.000 |
+15,7 |
Dermatologen |
284.000 |
342.000 |
+20,4 |
Radiologen, Nuklearmediziner, Strahlentherapeuten |
(850.000) |
1.128.000 |
(+32,7) |
Neurologen, Psychiater und Psychotherapeuten, Kinderpsychiater und -psychotherapeuten |
180.000 |
238.000 |
+32,2 |
Urologen |
302.000 |
334.000 |
+10,6 |
Sonstige Fachgebiete |
(293.000) |
(279.000) |
(-4,78) |
Alle Ärzte |
258.000 |
296.000 |
+14,7 |
Dort, wo Zahlen aufgrund ihres eingeschränkten Aussagewerts (Augenärzte, Radiologen sowie sonstige Fachgebiete) in Klammern veröffentlicht werden mussten, werden auch die prozentualen Änderungen von 2015 auf 2019 mit Klammern versehen und nicht weiter kommentiert. Der eingeschränkte Aussagewert geht im Bereich der Radiologie auf eine vergleichsweise kleine Stichprobe zurück.
Bei den Ärzten oszilliert der Anteil der Einnahmen aus der Kassenabrechnung nach wie vor und seit Jahren um die 70 Prozent, wobei bei Allgemein- und Kinderärzten dieser Anteil wie in der Vergangenheit über 80 Prozent liegt (siehe Tabelle 2). Aufgrund ihrer kostenintensiven Ausstattung an medizinisch-technischen Geräten weisen die „Radiologen, Nuklearmediziner und Strahlentherapeuten“ mit 62,4 Prozent nach wie vor den höchsten prozentualen Gesamtausgaben an den Einnahmen auf.
Tabelle 2: Einnahmen, Struktur der Einnahmen sowie Ausgaben 2019 je Praxis, nach Fachgruppen – Destatis |
||||||
Arztgruppe je Praxis |
Einnahmen, gesamt in Euro |
Anteil Kassen-abrechnungin % |
Anteil Privatliquidationin % |
Sonstige ärztliche Einnahmen in % |
Ausgaben, gesamtin Euro |
Ausgaben, im Verhältnis zu den Einnahmen in % |
Allgemeinärzte |
466.000 |
86,6 |
11,9 |
(1,5) |
215.000 |
46,0 |
Internisten |
721.000 |
77,6 |
20,3 |
(2,1) |
400.000 |
55,5 |
Gynäkologen |
482.000 |
67,0 |
31,9 |
–- |
231.000 |
48,0 |
Kinderärzte |
474.000 |
83,7 |
15,3 |
–- |
235.000 |
49,5 |
Augenärzte |
- |
53,9 |
42,3 |
–- |
- |
54,4 |
HNO-Ärzte |
477.000 |
67,1 |
30,5 |
–- |
234.000 |
49,1 |
Orthopäden |
741.000 |
50,6 |
44,2 |
(5,2) |
400.000 |
54,0 |
Chirurgen, Mund-Kiefer-Gesichts-Chirurgen, Neurochirurgen |
756.000 |
54,6 |
37,8 |
–- |
431.000 |
57,0 |
Dermatologen |
709.000 |
43,7 |
54,7 |
(1,6) |
367.000 |
51,8 |
Radiologen, Nuklearmediziner, Strahlentherapeuten |
3.003.000 |
58,3 |
33,3 |
(8,4) |
1.875.000 |
62,4 |
Neurologen, Psychiater und Psychotherapeuten, Kinderpsychiater und -psychotherapeuten |
403.000 |
80,6 |
13,7 |
(5,7) |
165.000 |
41,0 |
Urologen |
613.000 |
59,3 |
37,9 |
–- |
279.000 |
45,5 |
Sonstige Fachgebiete |
(511.000) |
59,7 |
(36,9) |
–- |
(232.000) |
45,5 |
Alle Ärzte |
602.000 |
71,2 |
25,9 |
2,9 |
306.000 |
50,9 |
Vergleicht man die Daten von Destatis und dem ZI speziell zu den reinen Radiologie-Praxen (ohne Nuklearmediziner und Strahlentherapeuten), so ergeben sich trotz der deutlich kleineren Stichprobe beim ZI Werte in einer ähnlichen Größenordnung. Die Einnahmen betragen laut Destatis für das Jahr 2019 (Stichprobe: 485 Praxen) 3,37 Mio. Euro je Radiologie-Praxis (ZI: 3,11 Mio. Euro; die ZI-Stichprobe umfasst 14 Praxen). Die Ausgaben betragen laut Destatis 2,12 Mio Euro je Praxis (ZI: 2,15 Mio. Euro). So ergibt sich bei Destatis ein Reinertrag in Höhe von 1,25 Mio. Euro je Praxis. Das ZI kommt auf einen Reinertrag von rund 958.000 Euro je Praxis.
Allgemeine Hinweise des BDR zur Destatis-Erhebung |
Der Berufsverband Deutscher Radiologen e. V. (BDR) weist auf Besonderheiten der Destatis-Erhebung hin. Die wichtigsten Aspekte aus Sicht des BDR sind:
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