Sieben Thesen: Warum sich der Chefarzt um das ­Qualitätsmanagement kümmern sollte!

Während früher für die Besetzung einer vakanten Chefarztstelle allein die hohe medizinische Kompetenz den Ausschlag gab, sind heute auch Managementkompetenzen unverzichtbar, um eine Abteilung erfolgreich zu führen. Was bedeutet das für den Bereich des Qualitätsmanagements (QM) in einem Krankenhaus: Ist dies ein Thema, mit dem sich auch der Chefarzt intensiver befassen sollte? Trotz der stetig steigenden Arbeitsbelastung, der Chefärzte heute ausgesetzt sind, muss die Frage bejaht werden. Das QM in der eigenen Abteilung ist Chefsache! Warum, wird in den folgenden Thesen dargelegt.

1. QM ist ein Führungsinstrument

Die im QM geforderte Regelung der Prozesse in einer Abteilung führt zu einer Standardisierung der Abläufe. Nur wenn Sie als Chefarzt Ihr Wissen und Ihren Willen aktiv in die Gestaltung dieser „Standard Operating Procedures“ (SOPs) und Verfahrensanweisungen einbringen, erfolgen Diagnostik und Therapie so, wie Sie es für richtig halten. Und wer außer Ihnen sollte jährlich realistische Zielvorgaben für die Abteilung machen?

2. QM liefert wichtige ­Informationen

Die für das QM generierten Daten aus Befragungen, Medizin- und Finanzcontrolling, internen Audits und Bewertungen sind für die Lenkung einer Abteilung wichtige Hilfsmittel. Wenn Sie oder eine Ihrer Vertrauenspersonen in den entsprechenden Gremien vertreten sind, gelangen Sie meist wesentlich früher in den Besitz der Daten und erhalten deutlich detailliertere Informationen.

3. Qualität ist Chefsache

Kein Chefarzt wird bestreiten, dass die in seiner Klinik erreichte Qualität in seiner persönlichen Verantwortung liegt. QM bietet die Chance, dieser Verantwortung aktiv gerecht zu werden. Bei sinnvollem Einsatz der Werkzeuge wird die Erreichung der eigenen Ziele deutlich wahrscheinlicher. Um diese Chance nutzen zu können, sollte der Chefarzt bei der Planung und Umsetzung der QM-Vorgaben aktiv mitarbeiten.

4. QM funktioniert nur mit dem Chefarzt

Im QM werden zwei wichtige Entwicklungsrichtungen beschrieben: „Bottom-up“ und „Top-down“. Die Mitwirkung der Mitarbeiter ist für ein erfolgreiches System im Arbeitsleben genauso unverzichtbar wie die des Chefs. Neben der Führungsrolle bei der Erstellung von abteilungsinternen Prozessregelungen kommt dem Chefarzt hierbei eine Vorbildrolle zu. Es wird zudem kaum möglich sein, das Personal dazu zu bringen, die Regeln einzuhalten, wenn der Chef sich selbst nicht daran hält.

Im Umgang mit Fehlern ist dieser Zusammenhang am deutlichsten zu bemerken: Abteilungsleiter, die keine Fehler machen – das heißt zugeben– haben zumeist auch Mitarbeiter, die auf dem Papier völlig fehlerfrei arbeiten. Der Aufbau einer Fehlerkultur, die ein wirkliches Lernpotenzial für alle Mitarbeiter bietet, kann unter diesen Umständen nicht gelingen.

5. QM kann ein Machtfaktor sein

Neben den speziellen Vorgaben im direkten Aufgabenbereich des Chefarztes werden im QM auch viele allgemeine Regelungen für das gesamte Klinikum getroffen. Insbesondere Kliniken, die interne Leistungen für andere Abteilungen erbringen, wie auch die Radiologie, sind oft von solchen Projekten betroffen.

Eine Neuorganisation der Abläufe in der zentralen Aufnahme betrifft selbstverständlich auch die Klinik für Radiologie. Wenn Sie als Chefarzt nicht zumindest die Erstellung dieser Regelungen kompetent begleiten und gegebenenfalls eingreifen, kann es leicht passieren, dass für Ihre Abteilung nachteilige Abläufe definiert werden.

6. QM bindet Ressourcen

Die Einführung und auch das Aufrechterhalten eines QM-Systems verlangt die aktive Mitwirkung von Mitarbeitern aus Ihrer Klinik. Nur wenn Sie ein Basiswissen über Qualitätsmanagement haben, können Sie beurteilen, welche Zeitinvestitionen hier sinnvoll sind und welche besser unterbleiben sollten. In Zeiten zunehmenden Personalmangels müssen Sie auch hier den Ressourcenverbrauch steuern können.

7. Keine Klinik kommt am QM vorbei

Seit mehr als 12 Jahren verpflichtet das Sozialgesetzbuch jedes Krankenhaus, „einrichtungsintern ein Qualitätsmanagement einzuführen und weiterzuentwickeln“ (§135a Abs. 2 Nr. 2 SGB V). Es ist zu erwarten, dass diese Verpflichtung mittelfristig auch überprüft wird. Zudem ist die Richtlinie des G-BA über Maßnahmen der Qualitätssicherung (QSKH-Richtlinie) zu beachten.

Mit den ständig zunehmenden Transparenzforderungen und -verpflichtungen wird es immer problematischer, wenn deren Anforderungen nicht erfüllt werden. Ein Beispiel hierfür ist der nunmehr jährlich zu erstellende Qualitätsbericht für Krankenhäuser. Wer nicht nur reagieren, sondern agieren will, sollte sich kompetent am Aufbau und der Fortentwicklung des Qualitätsmanagements in seinem Bereich beteiligen.

Wie kann sich der Chefarzt ­einbringen?

Wichtigste Voraussetzung, damit Sie als Chefarzt Einfluss auf das Qualitätsmanagement nehmen können, sind zumindest Basiskenntnisse in diesem Bereich. Hierfür muss ein Chefarzt natürlich keine komplette QM-Ausbildung hinter sich bringen. Wenn aber im Krankenhaus oder auch außerhalb eine kurze Einführung in das klinikintern genutzte QM-Modell angeboten wird, sollten Sie diese Gelegenheit auf jeden Fall wahrnehmen.

Auch die bereits angesprochene Vorbildfunktion ist unverzichtbar. Nur Chefs, die sich an die eigenen Vorgaben im Rahmen des Managements halten, können ihre Mitarbeiter motivieren, ebenfalls die Regeln einzuhalten. Hier unterscheiden sich die Abläufe im QM nicht im Mindesten von den meisten anderen Führungsprozessen. Ein taugliches Steuerinstrument für die eigene Klinik werden Sie also nur durch den „Top-down“-Ansatz erreichen.

Um die zeitliche Belastung zu begrenzen, kann der Klinikleiter sich nur in wirklich wichtige Projektgruppen einbringen.

Chefarzt-Mitarbeiter mit ­QM-Kompetenzen

Bereiche, die weniger Chancen bieten, müssen durch Mitarbeiter der eigenen Klinik besetzt werden. So kann der Chef rechtzeitig an valide Informationen über die Projekte gelangen. Von Vorteil ist es auf jeden Fall, wenn einer der eigenen Mitarbeiter über QM-Kompetenz verfügt. Er kann als Berater fungieren, den Chef entlasten und die Kompetenz der eigenen Abteilung innerhalb des Krankenhauses darstellen.

Fazit

Qualitätsmanagement kann nicht die Hauptaufgabe eines Chefarztes sein. Wie gezeigt wurde, bietet es jedoch für die Leitung einer Abteilung und die Umsetzung der eigenen medizinischen Vorstellungen viele Chancen. Aus diesem Grund sollte QM (auch) Chefsache sein.