„Nachfrage nach Upright-MRT wird steigen!“

Ein Upright-MRT ermöglicht Untersuchungen des gesamten Körpers im Liegen, in Schräglage, im Sitzen und im Stehen. So lässt sich z. B. die Wirbelsäule unter natürlicher Gewichtsbelastung untersuchen. Pathologien, die im Liegen nicht erkennbar wären, werden sichtbar. Das Gerät ist offen, der Patient hat freie Sicht. Fünf Upright-MRTs gibt es bereits in Deutschland. Dr. Andreas Förg, niedergelassener Facharzt für Diagnostische Radiologie, betreibt das Upright-MRT in München. Ursula Katthöfer ( textwiese.com ) fragte ihn zu den wirtschaftlichen Aspekten.

Redaktion: Warum haben Sie sich entschlossen, in ein Upright-MRT zu investieren?

Förg: Ich bin durch Zufall auf diese Untersuchungsmethode gestoßen. Eine Freundin meiner Frau stellte den Erstkontakt in Deutschland her. Das Konzept, Menschen in Belastungssituationen zu untersuchen, hat mich von Anfang an begeistert. Eine Spezialuntersuchung ist deshalb faszinierend, weil wir nie wissen, welches Ergebnis wir bekommen werden.

Wir führen mit jedem Patienten ausführliche Gespräche, hören uns die Beschwerden genau an und arbeiten sehr patientenorientiert. Ich wollte weg von der 08/15-Radiologie. Heute kann ich sagen, dass meine Arbeit großen Spaß macht.

Redaktion: Welche neuen klinischen Indikationen haben sich seitdem ergeben?

Förg: Wir können nun Hals- und Lendenwirbelsäulen sowie die Kopfgelenke ausführlicher untersuchen. Zunächst sollte der Patient eine aufrechte Körperhaltung mit Blick nach vorne einnehmen. Es folgen Links- und Rechtsdrehungen sowie Links- und Rechtskippungen des Kopfes. Durch die wechselnden Positionen sind es im Grunde fünf Untersuchungen.

Hinzu kommen die großen Gelenke Hüfte, Knie und Sprunggelenk sowie die Füße in stehender Belastung. In Stress- und Schmerzpositionen können wir auch hier Probleme zeigen, die in der Liegeposition nicht auffällig sind. Dazu gehören beispielsweise Achsabweichungen in der Sprunggelenksgabel nach einem Bänderriss. Oder Meniskusschäden, bei denen der Riss sich unter der Belastung durch das Körpergewicht stark verändert. Wir sehen auch, ob ein Knie nach einem Kreuzbandschaden eine Instabilität aufweist. Das ist der große Mehrwert dieser Untersuchungsform.

Redaktion: Kommen auch Patienten, für die das normale MRT aus körperlichen Gründen ungeeignet wäre?

Förg: Ja, dazu gehören Patienten mit Klaustrophobie oder Adipositas. Wir haben eine Zulassung bis weit über 180 Kilogramm und besetzen damit eine ganz neue Nische. Eine sehr spezielle Zielgruppe sind Patienten mit Morbus Bechterew, deren Brustwirbelsäule versteift ist und die daher einfach im Sitzen zu untersuchen sind.

Redaktion: Ist es für eine Praxis ein gutes Marketing-Argument, Untersuchungen im Upright-MRT anbieten zu können?

Förg: Auf jeden Fall, denn wir erweitern das Untersuchungsspektrum durch Spezialuntersuchungen. Für die Patienten ist es außerdem viel angenehmer, aufrecht zu sitzen oder zu stehen als in einer Röhre zu liegen. Jeder Patient kann im Notfall eigenständig aufstehen und muss nicht aus der Röhre geholt werden.

So können wir auch Kinder ab dem Vorschulalter untersuchen, ohne sie zu narkotisieren. Das klappt sehr gut, weil sie ihre Lieblingsfilme mitbringen und ansehen können.

Redaktion: Erwarten Sie, dass die Nachfrage nach diesen Untersuchungen zunimmt?

Förg: Die Nachfrage wird schon deshalb steigen, weil die Beschwerden bei vielen Patienten nicht im Ruhezustand auftreten, sondern nach dem Sport oder nach langem Sitzen. Auch für Patienten mit der sogenannten Schaufensterkrankheit schaffen wir eine genauere Diagnostik, weil wir sie in der Schmerzposition untersuchen. Im normalen MRT würden diese Befunde kaschiert.

Redaktion: Gibt es bei einer so geringen Anzahl von Geräten ausreichend Software-Aktualisierungen?

Förg: Das Gerät kommt von einer amerikanischen Firma, die in den USA flächendeckend und in Europa zunehmend tätig ist. Wir erhalten quartalsweise ein Software-Update und profitieren von technischen Neuerungen und Spulentechnologien. Der Online-Support sitzt in New York, für die Hardware haben wir deutsche Techniker.

Redaktion: Angenommen, eine Praxis möchte investieren. Von welcher Investitionssumme muss sie ausgehen?

Förg: Die Investitionssumme liegt bei ca. 1,7 Millionen Euro.

Redaktion: In welchen Punkten mussten Sie Ihr Praxisteam weiterbilden, um mit dem Gerät umgehen zu können?

Förg: Zu unserem Praxisteam gehören erfahrene MTRAs, für die keine spezielle Zusatzausbildung erforderlich ist, da das Upright-MRT wie jedes andere MRT funktioniert. Allerdings muss das Personal sich intensiv mit Anatomie und Pathologie beschäftigen und ein dreidimensionales Vorstellungsvermögen haben. Für den Umgang mit dem Patienten ist sehr viel Empathie notwendig, denn die Lagerung des Patienten ist komplett anders. Wer einen Patienten zwei- bis dreimal anders positioniert, kommt in einen sehr intensiven Kontakt. Die Patienten müssen immer wieder motiviert werden, sich ruhig zu verhalten, um in nicht angenehmen Positionen zu verbleiben.

Redaktion: Sie selbst betreiben eine Privatpraxis. Sind Ihre Leistungen im Upright-MRT auch nach dem EBM abrechenbar?

Förg: Im Prinzip besitzt das Upright-MRT die Voraussetzungen, um als Kassenleistung abgerechnet zu werden. Es erfüllt alle technischen Voraussetzungen.

Redaktion: Wie erfolgreich schätzen Sie die Chancen von GKV-Patienten ein, dass deren Krankenkasse die Kosten übernimmt?

Förg: Ein Drittel unserer Patienten ist gesetzlich versichert. Wir erhalten sehr positive Rückmeldungen zur Übernahme durch die gesetzlichen Krankenversicherungen, die Einzelfallentscheidungen treffen. Sie erhalten einen Kostenvoranschlag und überprüfen die Indikation. Bei Adipositas oder Klaustrophobie ist das relativ einfach, aber auch spezielle Untersuchungen wie die einer dynamischen Spinalkanalstenose werden zunehmend von der GKV übernommen.

Mit den privaten Krankenversicherungen haben wir überhaupt keine Probleme.

Weiterführende Hinweise