„Gesundheit ist kein marktgängiges Gut“

Die Zahl der Private-Equity-Gesellschaften, die in Medizinische Versorgungszentren (MVZ) investieren, steigt. Die Radiologie gehört zu den bevorzugten Fachgebieten für die Investoren. Warum der Berufsverband der Deutschen Radiologen e. V. (BDR) die Entwicklung kritisch sieht, erläutert Präsident Dr. Detlef Wujciak im Interview mit Ursula Katthöfer ( www.textwiese.com ).

Frage: Was macht die Radiologie für Investoren attraktiv?

Dr. Detlef Wujciak: Die Investoren sehen dort eine Kapitalanlage mit guter Rendite, in der Regel über dem Zinsniveau. Ihr Ziel ist die Steigerung von Vermögenswerten durch Zukauf und Vergrößerung. Ein späterer Weiterverkauf mit einem vermuteten Zeithorizont von fünf bis sieben Jahren hat eine entsprechende Gewinnerwartung.

Frage: Um welche Größenordnung geht es hier?

Dr. Detlef Wujciak: Die Investitionen der Kapitalinvestoren in Deutschland bewegen sich bereits im Milliardenbereich.

Frage: Kritiker sprechen von einem Ausverkauf medizinischer Versorgung. Wie ist die Position des BDR?

Dr. Detlef Wujciak: Der BDR sieht die radiologischen Ärzte als Versorger, die dem Patienten verpflichtet und ethisch verbunden sind. Sie sind entsprechend legitimiert, um radiologische Versorgungsstrukturen zu führen. Wir gehen nicht davon aus, dass Gesundheit ein marktgängiges Gut ist. Der Verbraucher ist kein Kunde, sondern ein Patient. Weder Gesundheit noch Krankheit sind zu kaufen. Dennoch muss auch Gesundheit bezahlbar bleiben. Auch wenn der Staat sich aus seiner Aufgabe der Daseinsvorsorge zunehmend zurückzieht und Strukturen des freien Marktes etablieren will, sind wir der Meinung, dass eine Marktregulation notwendig ist. Das Modell der Freiberuflichkeit war in der Vergangenheit entsprechend erfolgreich.