von Prof. Dr. Boris Augurzky, RWI – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung, Essen, www.rwi-essen.de
Die wirtschaftliche Lage deutscher Krankenhäuser war im Jahr 2016 besser als im Vorjahr – bei nach wie vor unzureichender Kapitalausstattung. Eine noch größere Herausforderung stellt die abnehmende Zahl verfügbarer Fachkräfte dar, die zu einer Rationierung von Leistungen führen könnte. Zu diesen und vielen weiteren Ergebnissen kommt die 14. Ausgabe des „Krankenhaus Rating Report“, der vom RWI und der Institute for Healthcare Business GmbH (hcb) in Kooperation mit Deloitte erstellt wurde.
Die wirtschaftliche Lage der Krankenhäuser hat sich 2016 verbessert. Die geschätzte Insolvenzwahrscheinlichkeit der Krankenhäuser lag bei rund 0,8 Prozent – das ist besser als 2014 und 2015 (0,9 Prozent) und deutlich besser als 2012 (1,2 Prozent). Nur noch 7 Prozent der Krankenhäuser befanden sich im roten Bereich mit erhöhter Insolvenzgefahr, 9 Prozent im gelben und 84 Prozent im grünen Bereich.
Die Ertragslage kann 2016 ebenfalls als gut bezeichnet werden: Nur 13 Prozent der Krankenhäuser schrieben 2016 auf Konzernebene einen Jahresverlust. Betrachtet man stattdessen die Standort-Ebene, dürften 2016 dagegen 24 Prozent einen Verlust erwirtschaftet haben.
Die Zahl der Krankenhäuser (Institutskennziffern) verringerte sich im Jahr 2016 minimal um 0,3 Prozent auf 1.951. Die Krankenhausstrukturen sind nach wie vor in einigen Regionen mit hoher Standortdichte, vielen kleinen Einheiten und geringer Spezialisierung ungünstig. Allerdings ist in dieser Hinsicht inzwischen eine positive Dynamik festzustellen, u.a. durch den Strukturfonds.
Die Marktanteile nach Trägerschaft blieben im Jahr 2016 unverändert. Der Marktanteil (Betten) öffentlich-rechtlicher Krankenhäuser lag bei 49 Prozent, von freigemeinnützigen Einrichtungen bei 34 Prozent und von privaten Häusern bei 17 Prozent.
Die durchschnittliche Verweildauer der Patienten sank leicht auf unter 7,3 Tage, die Bettenauslastung stieg geringfügig auf 78 Prozent. Das gesamte Case-Mix-Volumen stieg in 2016 um 1,9 Prozent, die Fallzahl um 1,5 Prozent. Es zeigt sich, dass mittelgroße Krankenhäuser zwischen 2012 und 2015 den stärksten Anstieg der Fallzahlen verzeichneten, gefolgt von großen Krankenhäusern. Bei kleinen Häusern fiel der Anstieg unterdurchschnittlich aus. In ländlichen Regionen war das Fallzahlwachstum am geringsten. Krankenhäuser mit einer höheren Patientenzufriedenheit erreichten ein erkennbar höheres Fallzahlwachstum.
Bis zum Jahr 2025 wird die Zahl der erwerbsfähigen Personen zwischen 20 und 65 Jahren aller Voraussicht nach kontinuierlich sinken. Gleichzeitig wird die Zahl der Patienten und pflegebedürftigen Menschen steigen, sodass mit einem deutlich wachsenden Engpass an Fachkräften zu rechnen ist. Die Kennzahl „Vollkräfte je Leistungsmenge“ wird sich dann nicht mehr wie in der Vergangenheit ohne Weiteres konstant halten können. Dazu wären bis 2025 in den medizinischen Diensten in Krankenhäusern 80.000 mehr Vollkräfte als noch 2015 nötig.
Mit dem Rückgang der Zahl der Personen im erwerbsfähigen Alter müssen darüber hinaus etwa 20.000 Vollkräfte ersetzt werden. Hinzu kommt ein Zusatzbedarf von rund 80.000 Pflegekräften in der Altenpflege bei Fortschreibung des Status quo.
Immer wichtiger werden daher arbeitssparende technische Innovationen. Darunter fallen z. B. Innovationen aus den Bereichen Digitalisierung, künstliche Intelligenz, Robotikassistenz, Sensorik, Ambient Assisted Living und Telemedizin.
Die Verringerung der im internationalen Vergleich hohen Zahl an stationären Patienten in Deutschland könnte ebenfalls zu einem signifikanten Rückgang der Nachfrage nach Fachkräften führen und so die Engpasssituation entschärfen.
Trotzdem gilt es, das Angebot an Fachkräften im Gesundheitswesen durch qualifizierte Zuwanderung, Gewinnung von Nachwuchs, Erhöhung der Anzahl der Berufsrückkehrer und Ausweitung der Wochenarbeitszeit von Teilzeitkräften zu erhöhen. Hierzu sind vielfältige Maßnahmen zu ergreifen, z. B.
Einerseits sieht die aktuelle Regierungskoalition einige Maßnahmen vor, die geeignet sind, dieses Bemühen zu unterstützen. Andererseits beabsichtigt sie, durch regulierende Maßnahmen im Bereich der Pflege die Personalknappheit sogar zu verschärfen. Darunter fallen die Einführung von Personaluntergrenzen in Krankenhäusern und die Ausgliederung der Pflegepersonalkosten aus dem DRG-System.
Prozessinnovationen von Krankenhäusern können dann nicht mehr ohne Weiteres eigenständig umgesetzt werden, weil abhängig von der Art der Umsetzung zuerst ein Beschluss auf politischer Ebene gefasst werden müsste, in welchen Kostenbereich eine Innovation fallen soll. Zudem entfiele bei einer reinen Kostenerstattung der Pflegeaufwendungen jeglicher Anreiz zur effizienten Organisation der Pflege.
Je knapper die personellen Ressourcen jedoch werden, desto wichtiger wird die Effizienz, um eine Rationierung von Leistungen für Patienten zu vermeiden. Statt dieser beiden Vorhaben sollte vielmehr die Pflegequalität für die Patienten transparent gemacht werden. Es ist die Aufgabe der Leistungserbringer, eine unter Qualitätsaspekten optimale Personalallokation unter der Restriktion beschränkter Finanzmittel herzustellen.
Erstmals wurden im diesjährigen „Krankenhaus Rating Report“ Daten der Initiative Qualitätsmedizin (IQM) analysiert. Dabei wurden Sterblichkeitsindikatoren mit und ohne Risikoadjustierung einbezogen. Als Qualitätsmaß wird auf das standardisierte Sterblichkeitsverhältnis („SMR“) zurückgegriffen, dem Verhältnis zwischen beobachteter und erwarteter Sterblichkeit.
Mehr noch als eine zunehmende Knappheit finanzieller Ressourcen dürften Personalengpässe das Gesundheitswesen nachhaltig verändern und die Gefahr der Rationierung von Leistungen heraufbeschwören. Daher
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