Chefärzte in sozialen Medien: „digital immigrieren“

Soziale Medien werden zur Informationsgewinnung, Verbreitung von Wissen und Vernetzung genutzt. Patienten können medizinische Informationen schnell einholen und sich über Erfahrungen austauschen. Ärzten bieten soziale Medien die Möglichkeit zu gesundheitlicher Aufklärung, zum Austausch mit ärztlichen Kollegen sowie zur Patienten- und Mitarbeitergewinnung. Auch ein „Instagram für Mediziner“ wird diskutiert, was u. a. für die Radiologie interessant sein könnte. Chefarzt-Coach und „Ressourcen Detektiv“ Diana Runge M. A. ( dianarunge.de ) sprach mit dem Chefarzt der Klinik für Anästhesie, Intensiv- und Notfallmedizin, Schmerztherapie und Palliativmedizin im Klinikum der Stadt Soest, Prof. Dr. Andreas Meißner.

Frage: Wo präsentiert sich Ihre Klinik in den sozialen Medien?

Antwort: Das Klinikum präsentiert sich vorwiegend auf Facebook und Youtube. Facebook richtet sich meist an die Patienten, sie erhalten aktuelle Termine zu Informationsveranstaltungen, oder kurze Videos zu ausgewählten Therapien. Hier wurde auch ich gut eingebunden in die Online-Kommunikation. YouTube ist ein gutes Medium, um sich positiv darzustellen: gegenüber Patienten und neuen Mitarbeitern.

Beispiele

Auf Youtube berichten beispielsweise Mitarbeiter des Klinikums von

und betonen Vorteile des Klinikums, z. B. das familiäre Team.

 

Frage: Welche sozialen Medien nutzen Sie als Chefarzt?

Antwort: Um Fachfragen zu stellen, nutze ich z. B. das HYPNOS-Forum für ehemalige Mitglieder der Universitätsklinik Münster. Man erhält meist innerhalb von 24 Stunden qualifizierte Antworten. Weiterhin vernetze ich mich auf Business-Plattformen: LinkedIn ist international gut aufgestellt. Xing bietet viele Möglichkeiten, sich in verschiedenen Gruppen fachlich oder zu persönlichen Interessen zu vernetzen und berufspolitische Themen zu teilen.

Frage: Welche Chancen und Risiken bieten die sozialen Medien?

Antwort: Soziale Medien eröffnen neue Möglichkeiten zur Vernetzung und zur schnellen Wissenserweiterung für menschliche, medizinische und ökonomische Fragen. Man kann freie Stellen in allen sozialen Medien anbieten, oder Personen aktiv anschreiben, auch außerhalb des eigenen Netzwerks. Heute ist es bequem, mit Leuten aus Schule oder Studium Kontakt zu halten oder Gleichgesinnte kennenzulernen: sozusagen Vergangenheit und Zukunft miteinander zu verbinden. Ein reger fachlicher Austausch ist aufgrund der Vertraulichkeit und des Datenschutzes eher schwierig.

Frage: Kann ein digitaler Austausch den persönlichen Kontakt zum Patienten ersetzen?

Antwort: Das Arztbild verändert sich durch die Digitalisierung. Manche Diagnose und gewisse Algorithmen für Routinetätigkeiten könnten zukünftig abgenommen werden. Modellprojekte, die erstmals in Baden-Württemberg durchgeführt wurden, eröffnen neue Wege in der Fernbehandlung.

Eine Problemlösung alleine über das Internet zu finden ist begrenzt. Bei komplexen Fragestellungen ist der persönliche Kontakt und die direkte Kommunikation zwischen Arzt und Patient nötig.

Frage: Wie gefällt Ihnen die Idee eines „Instagrams für Mediziner“ mit dem Austausch von Bildern?

Antwort: Im Rahmen der Digitalisierung wird sich die Bildanalyse in Zukunft stärker verbessern, beispielsweise in der Radiologie. Unter Wahrung der Schweigepflicht und des Datenschutzes, um keine Rückschlüsse auf den Patienten ziehen zu können, halte ich den Austausch von Bildern und klinischen Fragestellungen für sehr sinnvoll.

Frage: Welche Empfehlungen haben Sie für die Kommunikation in sozialen Medien?

Antwort: Allgemeine Regeln der Höflichkeit und des Datenschutzes sollten selbstverständlich sein. Die zu veröffentlichenden Informationen sollte man sorgsam auswählen. Nur eigene Beiträge und Fotos verwenden sowie die Genehmigung der abgebildeten Leute einholen. Man kann bisweilen auch Kritisches posten. Schön ist es, Erkenntnisse mitzuteilen und besonders die Erfolge hervor zu heben.

Weiterführende Hinweise

  • Handreichung der Bundesärztekammer „Ärzte in sozialen Medien – Worauf Ärzte und Medizinstudenten bei der Nutzung sozialer Medien achten sollten“, online unter www.iww.de/s2929
  • Internetdienst (englisch) zum Teilen von Bildern mit Fallbeispielen, kommentiert durch verschiedene Ärzte, online unter figure1.com
  • Detailinformationen der Landesärztekammer Baden-Württemberg zum Modellprojekt zur ausschließlichen Fernbehandlung online unter www.iww.de/s2930