„Krankenhaus Rating Report 2010“: Die wichtigsten Ergebnisse im Überblick

von Dr. Boris Augurzky, Rheinisch-Westfälisches Institut für Wirtschaftsforschung (RWI), Essen

Der neue „Krankenhaus Rating Report 2010“ soll dazu beitragen, die Transparenz im deutschen Krankenhausmarkt zu verbessern. Gegenüber dem Report aus dem Vorjahr (vergl. „Contrast Forum“ Nr.6/2009, S. 2 f.) hat sich die Datenlage erneut verbessert: Die Zahl der einbezogenen Krankenhäuser ist von 832 auf 1.032 gestiegen. Es folgt ein Überblick zu den wichtigsten Ergebnissen.

Verbessert sich die Lage?

Wie in den Vorjahren konnten die Krankenhäuser in 2008 die Zahl der Fälle steigern – um zwei Prozent auf 17,5 Mio. Regional variiert die Zahl der stationären Krankenhausaufenthalte je Einwohner allerdings sehr stark. Zum Beispiel ist in Baden-Württemberg die Inanspruchnahme von stationären Leistungen stark unterdurchschnittlich, im Saarland, in Thüringen, Sachsen-Anhalt und Brandenburg hingegen sehr hoch.

2008 war ein wirtschaftlich schwieriges Jahr für Krankenhäuser. Hier wiesen etwa 16,4 Prozent aller Häuser eine erhöhte Insolvenzgefahr auf („roter Bereich“). Für 2009 und 2010 scheint die Lage besser: Nach unseren Schätzungen liegen noch etwa elf bzw. achtProzent im „roten Bereich“. Zurückzuführen sein dürfte diese positive Entwicklung auf – vorübergehende – Erlössteigerungen infolge des Krankenhausfinanzierungsreformgesetzes (KHRG).

Die Lage bei den Beschäftigten

Nach Jahren des Personalabbaus nahm in Krankenhäusern erstmals in 2008 die Zahl der Beschäftigten wieder zu – um 0,7 Prozent auf 797.500 Vollkräfte. Erwähnenswert ist die Ausweitung des Pflegedienstes nach langen Jahren des Abbaus. Die Kosten je Vollkraft stiegen in den vergangenen Jahren stark an: zwischen 2002 und 2008 um 16,5 Prozent im ärztlichen und um achtbis elf Prozent in den nicht-ärztlichen Diensten.

Die Krankenhausstruktur

Das stationäre Angebot hat sich 2008 nur geringfügig geändert: Die Zahl der Betten nahm um 3.500 auf 503.000 ab und die Zahl der Krankenhäuser sank auf 2.083, das sind nur vier weniger als 2007. Private Krankenhäuser gewannen 2008 kaum zusätzliche Marktanteile (15,9 Prozent statt 15,6 im Vorjahr).

Wie geht es weiter bis 2020?

Bis 2020 erwarten wir eine Zunahme der Zahl der Patienten um elfProzent. Allerdings wird ein größerer Anteil der Fälle zukünftig mehr als bisher nicht mehr stationär, sondern ambulant versorgt werden.

Anders sieht es in Bezug auf das Personal aus. Wir gehen bis 2020 von einem weiter wachsenden Bedarf im ärztlichen Dienst (acht Prozent), im Pflegedienst (acht bis fünf Prozent) und in den anderen medizinischen Diensten (fünf bis sechs Prozent) aus. Die Wettbewerbs­fähigkeit von Krankenhäusern wird entscheidend von der erfolgreichen Akquise und Weiterbildung von Personal bestimmt werden. Dies dürfte weiterhin zu überproportional steigenden Löhnen für ärztliches und nicht-ärztliches Personal führen. Wir gehen daher davon aus, dass sich ohne betriebliche Optimierungsmaßnahmen die Erlöse langfristig weniger stark erhöhen werden als die Kosten und sich die Lage langfristig wieder verschlechtern wird.

Von Schließung bedroht sind besonders kleine oder ländliche Krankenhäuser. Mittel- bis langfristig ist davon auszugehen, dass die derzeit bestehende Krankenhausinfrastruktur in manchen ländlichen Gebieten nicht mehr dem Bedarf entspricht und somit nicht in ihrem vollen Umfang aufrecht erhalten werden kann. Vielmehr müssen neue, ökonomisch tragbare Versorgungsformen geschaffen werden – wie zum Beispiel bettenführende Medizinische Versorgungszentren, Krankenhäuser, die die ambulante fachärztliche Versorgung mit übernehmen, sowie mobile Hausärzte und mobile Pflegekräfte. Kleine Krankenhäuser werden wohl Schwierigkeiten bekommen, wenn ihr Leistungsportfolio zu breit ist. Eine Fokussierung auf wenige Leistungen in ausreichend hoher Menge könnte für diese das Erfolgsrezept sein.